1880er- bis 1930er-Jahre
1. KAPITEL: DAS ZEITALTER DER ERFINDER
THE ERA OF INVENTORS
In der Uhrmacherei Fuß zu fassen, war Mitte der 1880er-Jahre kein einfaches Unterfangen. Die Schweiz erlebte den schlimmsten Teil einer langen Rezession. Doch trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, sozialen Unruhen und Ungewissheit über die Zukunft blieb der 24-jährige Léon Breitling seiner Vision treu, Instrumente zu kreieren, die die Zeit messen, unterteilen und meistern konnten.
So entstand die Marke Breitling. Mit Leidenschaft und Begeisterung kreierte unser einfallsreicher Gründer die nützlichen, funktionellen, zuverlässigen und robusten Zeitmesser, die wir heute kennen und lieben.
1884
Léon Breitling gründete sein erstes Atelier an der Place Neuve 1 in Saint-Imier. Unter dieser sagenumwobenen Adresse auf einem der belebtesten Plätze des Ortes begann er, seine legendären Uhren zu ersinnen, zu entwickeln und zu fertigen. Seine Entwürfe wurden zu patentierten Innovationen, die Breitling seinen angesehenen Platz in der Geschichte der Uhrmacherei verschafften.
Léon Breitling war seiner Zeit immer voraus. Er verstand die Macht des Marketings und firmierte das Unternehmen im Zuge der Expansion zu «L. Breitling, Montbrillant Watch Manufactory» um.
1905
Als Automobile zum bevorzugten Fortbewegungsmittel wurden, liess Léon Breitling sich ein Taschenuhr-Tachymeter patentieren. Als Vorläufer des Fahrzeugtachos verlangsamte die leicht ablesbare Geschwindigkeitsskala den Sekundenzeiger auf eine Zifferblatt-Umdrehung in vier Minuten, so dass der Benutzer jede Geschwindigkeit zwischen 15 und 150 km/h messen konnte.
Léon Breitlings Taschenuhr «Vitesse» wies seine Tachymeter-Innovation auf und wurde 1906 von der Polizei verwendet, um die ersten Strafzettel für zu schnelles Fahren in der Schweiz zu verteilen. Für diesen «Fortschritt» können Sie sich also bei Breitling bedanken!
1914
Gaston Breitling folgte seinem Vater nach und trat in seine wegweisenden Fussstapfen, indem er sich besonders auf die Tragbarkeit konzentrierte. Schliesslich kreierte Gaston zwei grosse Innovationen, die den Chronographen, wie wir ihn heute kennen, prägten.
1892
Angesichts seines wachsenden Erfolgs beschloss Léon Breitling, aus seinem Atelier eine vollwertige Uhrenfabrik zu machen. Er verlegte den Betrieb nach La Chaux-de-Fonds, der Uhrmacher-Hauptstadt der Schweiz und der Welt.
Anfang des 20. Jahrhunderts setzte das vielfältige Angebot erstklassiger Chronographen und Zeitgeber von Breitling branchenweit Massstäbe. Die Zeitmesser von Breitling waren bei Sportbegeisterten, Athleten und Flugpionieren gleichermassen begehrt. Er hörte niemals auf, seine Uhren neu zu konzipieren und zu optimieren. In seinem Berufs- und Privatleben schuf er zahlreiche Patente, von denen einige noch heute von Bedeutung sind.
Als einer der ersten Anwender des Marketings gelangte Léon Breitling mit seinen Innovationen zu Ruhm, indem er eine Form von Werbung namens Réclame nutzte. In der Erstausgabe der Revue Internationale de L’horlogerie et des Branches Annexes vom Januar 1900 stimmte eine Anzeige ein Loblied auf die Sportzeitgeber und Chronographen von Breitling an. Zu den gepriesenen Funktionen gehörten ein Schleppzeiger zur Zeitmessung von zwei Ereignissen gleichzeitig sowie die neu lancierte «Acht-Tage-Gangreserve», mit der eine Tischuhr über eine Woche lang ohne Aufziehen betrieben werden konnte.
1893
Breitling liess sich ein Uhrwerk mit einer erstaunlichen Gangreserve von acht Tagen patentieren. Im selben Jahr führte er die Pulsograph ein, mit der der Puls von Patienten gemessen werden konnte. Die mit einer logarithmischen Skala ausgestattete Erfindung war ideal für diese Aufgabe geeignet und fand bei Ärzten sofort grossen Anklang.
Drei Jahre später erreichte Breitling einen weiteren Meilenstein: einen Chronographen mit einer noch nie da gewesenen Ganggenauigkeit von zwei Fünftelsekunden. Innerhalb eines Jahrzehnts verkaufte das Unternehmen über 100 000 Chronographen und Stoppuhren.
1915
aston Breitling kreierte einen der ersten Armband-Chronographen mit einem separaten Drücker bei 2 Uhr. Dadurch wurde der Drücker des Chronographen (für die drei Chronographenfunktionen «Start», «Stopp» und «Nullstellung») von der Krone getrennt. Dieser Geniestreich machte den Chronographen nicht nur benutzerfreundlicher, sondern half auch, Fehlern vorzubeugen, da die Startfunktion damit zu einer bewussten Aktion separat von jeder Aktion an der Aufzugkrone wurde.
1923
Breitling verbesserte sein Chronographenkontrollsystem noch weiter, indem die «Nullstellung»-Funktion zurück zur Krone verlegt wurde, aber die «Start»- und «Stopp»-Funktionen am Drücker bei 2 Uhr blieben. Mit dieser patentierten Innovation konnte der Benutzer nun mehrere Zeiten in Folge hinzufügen, ohne die Zeiger auf Null zurückstellen zu müssen, ob bei Sportwettbewerben, in wissenschaftlichen Verfahren oder auf Flügen.
Die 1880er- bis 1930er-Jahre waren bei Breitling durch grosse technische Erfindungen geprägt. Präzision und Tragbarkeit standen auf der Tagesordnung. In Sachen Innovation und Design war die Familie aus Denkern und Machern immer einen Schritt voraus. Willy Breitling sollte schon bald das Marketing und das Produktdesign auf eine neue Stufe heben. Dank der technischen Grundlagen, die sein Vater und Grossvater gelegt hatten, begann er, seinen Produkten Namen zu verleihen und die Grenzen ihres Designs neu zu definieren.
1932
Erst 19 Jahre jung und gerade frisch von der Schule übernahm Willy Breitling fünf Jahre nach dem Tod seines Vaters Gaston die Führung des Familienunternehmens.
1934
Der Breitling Inhaber der dritten Generation liess sich seine eigene bahnbrechende Chronographenfunktion patentieren: einen zweiten Drücker bei 4 Uhr, der ausschliesslich dazu diente, den Chronographen auf Null zurückzustellen. Es war mehr als eine funktionelle Verbesserung. Die Funktion war der Schlussstrich unter die Entwicklung des Chronographen, wie wir ihn heute kennen, mit zwei unabhängigen Drückern auf jeder Seite der Aufzugkrone.